Russula pallidospora
Ockerblättriger Weißtäubling
Mitte August 2014 hatte ich das große Glück, in einem Kalklaubwald zahlreiche Fruchtkörper des Ockerblättrigen Weißtäublings zu finden. Es standen auf einem Areal von 100-200 qm ca. 50 Exemplare dieser extrem seltenen Täublingsart. In den Roten Listen Baden-Württembergs und Bayerns wird die Art in der Kategorie 1 (Vom Aussterben bedroht), in derjenigen Deutschlands in der Kategorie D (Daten unzureichend) geführt.
Der Ockerblättrige Weißtäubling zählt nach der Sarmari-Systematik zur Sektion Lactarioides (Weißtäublinge) innerhalb der Untergattung Compactae (Weiß- und Schwärztäublinge). Den Weiß- und Schwärztäublingen ist die große Anzahl Lamelletten, der gedrungene Wuchs und das harte Fleisch gemein. Die Weißtäublinge stellen interessanterweise einen Übergang zu den Milchlingen dar. Man könnte sie daher auch als „Milchlinge ohne Milch“ bezeichnen. Genetisch stehen sie anscheinend den Milchlingen näher als den restlichen Täublingsarten, was sich durch Habitusvergleich mit dem Pfeffermilchling und dem Wolligen Milchling nachvollziehen lässt.
Eckdaten:
• Fundort: Schonwald Römerberg bei Keltern-Dietlingen in Baden-Württemberg
• Begleitbäume: Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen, Waldkiefern
• Boden, anstehendes Gestein: Warmer Lehmboden über Oberem Muschelkalk (Trochitenkalk, Weinbaugebiet)
Hüte der noch recht jungen Fruchtkörper: bis zu 150 mm Durchmesser, frisch klebrig, feinfilzig, elfenbeinweiß, cremefarben, Tendenz gelbbräunlich zu flecken, besonders an Schnecken-Fraßstellen, flach ausgebreitet mit vertiefter Mitte und grob eingerolltem Randbereich. Voll ausgewachsene Frk. dürften deutlich größer werden.
Lamellen - etwas entfernt stehend, eher dicklich, 8-9 Lamellen je cm, 1 cm vom Hutrand gemessen, stark mit Lamelletten untermischt, sehr gleichmäßig aufgebaut, manchmal querverbunden (ähnl. L. acerrimus, aber nicht so deutlich), cremefarben, z.T. stark tränend, bei Lagerung gelbbräunlich fleckend, keinerlei Blau- oder Grünton vorhanden.
Stiel - sehr kurz, z.B. 35 x 22 mm, stabil, fest, bepudert, weiß bis cremefarben, bei Druck bräunlich fleckend, an der Stielspitze ohne jeglichen Blau- oder Grünton.
Fleisch - cremefarben, fest, über den Lamellen dick.
Geruch - obstig
Geschmack - zuerst mild, dann bitterlich und zusammenziehend.
Sporenpulver – ein mitteres Creme
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild, dann bitterlich | creme | nur wenig | blass rosa |
Sporen - ellipsoid mit bis zu 0.5 µm hohen, stumpfen Warzen, die vielfach dünn zusammenfließen oder zu mehreren verschmelzen. Ornament stark, Hilarfleck nur schwach amyloid. Maße Länge x Breite: 8.5-10 x 7-8 µm, Schlankheitsgrad Q = Länge / Breite: 1.21-1.36
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Ähnliche Arten: Die beiden anderen, bei uns viel häufigeren Weißtäublingsarten Russula delica und Russula chloroides neigen nicht zum Gilben, ihre Fruchtkörperfarben sind stärker weiß, an der Stielspitze besitzen sie mitunter eine bläulichgrüne Tönung, sie riechen fischig und schmecken leicht scharf. Ihr Sporenpulver ist weiß, und die Ornamente ihrer Sporen sind wesentlich höher.
Weiterführende Literatur:
- MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 94-99. - Anatis-Verlag
- MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 68
- SCHWÖBEL, H. (1974): Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung II. Z. Pilzk. 39:175-189
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42072.msg310182#msg310182