Russula sericatula
Wildleder-Täubling
Wer in einem Hainbuchenhain auf einen großen, festfleischigen Täubling stößt, ähnlich einem der „Ledertäublinge“, der sollte durchaus auch den Wildleder-Täubling Russula sericatula auf dem Schirm haben. Der wächst stets bei Laubbäumen, vorzugsweise Hainbuchen, auf trockenen bis frischen, neutralen bis basenreichen Böden. Die Rote Liste Deutschlands 2016 führt ihn in der Katergorie 3 (Gefährdet).
Makroskopische Merkmale (weitgehend nach GALLI, R. (1996):
Hut bis 10 cm, in Ausnahmefällen bis 13 cm breit, fleischig, jung halbkugelig, dann konvex, schließlich flach ausgebreitet, oft mit vertieftem Zentrum, nur im Alter kurz gerieft. Huthaut bis zur Hälfte des Radius abziehbar, trocken, glatt, matt, wie bereift, weinbraun, rotbraun, rosabraun, lederbraun, zimtbraun, violettbraun, purpurbraun, sogar in der Farbe des Speisetäublings Russula vesca. Lamellen breit, zuerst elfenbeinweiß, später ockerfarben. Stiel zylindrisch, zuerst voll, später schwammig oder ausgehöhlt, weiß. Fleisch zuerst fest, später weich, brüchig, weiß, Geruch schwach, evtl. etwas obstig, Geschmack mild. Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers hellgelb, IVa-IVb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild | hellgelb | bis 1/2 | schwach rosa * |
- mit Phenol „normal“ braun
Mikroskopische Merkmale (weitgehend nach KRÄNZLIN F. 2005):
Die Sporen (sp) sind rundlich bis breit ellipsoid und 6,9 - 9,3 x 5,8 - 8 µm groß, mit einem Schlankheitsgrad Q von 1,1 - 1,2; die Ornamentation ist isoliert stachelig und bis zu 1,3 µm hoch. Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren (eh) und inkrustierten Primordialhyphen (ph). Die Epikutishaare (eh) sind vielgestaltet, zylindrisch, verzweigt, mitunter auch mit angeschwollene Hyphenabschnitten, 3 - 9 µm breit, die inkrustierten Primordialhyphen (ph) zylindrisch und 3 - 6 µm breit.
Ähnliche Täublinge (Auswahl):
Brauner Ledertäubling (Russula integra): Nadelbaumbegleiter, Epikutis komplex aufgebaut: mit Pileozystiden, die nicht oder stark inkrustiert sind, sowie mit wenigen, inkrustierten Primordialhyphen.
Zedernholz-Täubling (Russula badia): sehr scharf schmeckend, bodensaure Nadelwälder, subretikuliert warzige Sporen, Epikutis mit Pileozystiden.
Fleischvioletter Heringstäubling (Russula graveolens) und Buchen-Heringstäubling (Russula faginea) : Fleisch mit Heringsgeruch und mit FeSO4 grün, Epikutis mit Pileozystiden.
Rotstieliger Ledertäubling (Russula olivacea): rot überhauchter Stiel, Fleisch mit Phenol rotviolett, Epikutis mit nicht inkrustierten Primordialhyphen.
Kurzstieliger Ledertäubling (Russula curtipes): Stiel meist recht kurz, Epikutis mit Pileozystiden.
Scharfer Brauntäubling (R. adulterina): Nadelbaumbegleiter, scharf schmeckend, Apfelkompott-Geruch, Epikutis mit inkrustierten Primordialhyphen.
Wiesel-Täubling (Russula mustelina): saure Bergfichtenwälder, Sporen warzig/gratig mit offenen Netzen, Epikutis mit wenigen, schlecht färbbaren Pileozystiden.
Weiterführende Literatur:
- Eder, M. - 1986 - Russula sericatula Romagn. – Schwachreagierender Ledertäubling, Mykolog-Mitt-Blatt Jg. 29: 0075 - 0076
- GALLI, R. (1996): Le Russule: 394 – 395
- KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 216 – 217
- KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 4.8
- KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 200
- MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 554 – 557
- PIDLICH-AIGNER, H., (2009): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 6: Russula carminipes und Russula sericatula. – Österr. Z. Pilzk.: 59 – 468
- ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord. Neudruck der Ausgabe von 1967 mit Ergänzungen: 743 – 749
- SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa: 1439 – 1444
- https://de.wikipedia.org/wiki/Schwachreagierender_Leder-T%C3%A4ubling