Squamanita odorata
Wohlriechender Schuppenwulstling
Der triste Hinterhof des Thai-Restaurants Paradise Beach in Dietzenbach-Steinberg ist kein Ort, an dem man eine extrem seltene und auch noch betörend duftende Pilzart vermuten würde. Am Rand der betonierten Fläche auf einem schmalen Streifen mit karger Vegetation wuchsen unauffällige kleine Pilzchen, die erst bei genauerem Hinschauen ihre Gattungszugehörigkeit erkennen ließen. Schuppenwulstlinge zeichnen sich durch eine zwiebelig verdickte Stielbasis aus, die in ein Pseudosklerotium übergeht, das mehr als die doppelte Größe des Pilzchens und ein Mehrfaches seiner Masse aufweisen kann. Unter den vier in Deutschland nachgewiesenen Arten ist die hier gefundene durch ihren aufdringlich süßlichen Geruch eindeutig gekennzeichnet.
Schuppenwulstlinge gehören offenbar zu den Mykoparasiten wie z. B. auch der Parasitische Scheidling (Volvariella surrecta), die auf Fruchtkörpern oder Myzelien anderer Blätterpilze wachsen. Bei unserem Fund dürfte es sich um den Tonblassen Fälbling (Hebeloma crustuliniforme) gehandelt haben. Vier Fruchtkörper dieses Pilzes standen in unmittelbarer Nähe. Ein etwa 50 cm entfernter Halskrausenerdstern (Geastrum triplex) dürfte kaum etwas mit dem Auftreten der Schuppenwulstlinge zu tun gehabt haben. Fichten und Obstbäume standen in der Nähe hinter dem Zaun mit der hohen Hecke.
Es wurden mehr als ein Dutzend nahe bis dicht beieinander stehende Pseudosklerotien beobachtet, deren Aussehen an Ginsengknollen erinnerte und an denen jeweils bis zu drei Pilzchen wuchsen. Deren Hüte maßen bis zu 1,8 cm im Durchschnitt, waren jung halbkugelig, später flach konvex ausgebreitet, von grauvioletter Farbe und mit dunkleren Schüppchen besetzt. Die Stiele waren bis zu 2,5 cm lang, einige Millimeter dick, längsfaserig und wie der Hut bzw. etwas heller gefärbt. Unterhalb mehrerer dunkler gefärbter Schuppengürtel geht die verdickte Stielbasis in das im Boden befindliche hellocker bis gelblich gefärbte Pseudosklerotium über.
Im Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (Krieglsteiner 1991) sind lediglich 7 Fundpunkte eingetragen. Zwei befinden sich am Niederrhein, die übrigen im Norden Niedersachsens. Unsere Kollektion könnte also ein Erstfund für Hessen und auch südlich der Mainlinie sein.