Stropharia percevalii
Rostfüßiger Träuschling
Auf einem Dietzenbacher Brachgelände Ecke Offenbacher / Idsteiner Straße fand Tui Gewalt am 22.10.2003 neun Fruchtkörper eines mir unbekannten Pilzes. Der etwas klebrige, gelbe Hut und die dunkelgraubraunen Lamellen mit violettem Schein ließen an eine Stropharia denken. Reinhold Kärcher, der die noch frischen Pilze tags darauf untersuchte, kam zu der Diagnose: Psilocybe percevalii. Dieser Name ist inzwischen in die Synonymie verwiesen, der Pilz kehrte wieder in die Gattung Stropharia zurück.
Die Art ist 1879 nach einem englischen Fund von Berkeley & Broome als Stropharia percevalii beschrieben und 1969 von P. D. Orton in die nahe verwandte Gattung Psilocybe transferiert worden. Erst sehr viel später wurden Aufsammlungen aus anderen Ländern bekannt (Bas 1974 in den Niederlanden, Rald 1982 in Dänemark) Den ersten deutschen Fund meldete Steindl 1987 aus Hamburg. Zumindest die jüngeren Kollektionen stammen alle von Holzhäcksel und Rindenmulch und die zunehmende Ausbringung dieses Materials scheint die Ausbreitung des Rostfüßigen Träuschlings zu begünstigen. Daher galt es festzustellen, ob solches Substrat auch an unserem Fund beteiligt war. Tatsächlich konnten am Standort, an dem noch einige junge Fruchtkörper nachgewachsen waren, zuvor übersehene Reste von Holzhäcksel und Sägespänen ausgemacht werden. Damit war klar, dass die Pilze ihr Erscheinen dem Hessentag verdanken, der im Jahre 2000 in Dietzenbach stattgefunden hatte. Genau an dieser Stelle war damals ein Bierzelt aufgestellt und der Boden dicht mit Häcksel und Holzspänen bedeckt worden.
Für diesen viel beachteten und seltenen Ephemeromyzeten ist ein zweites Vorkommen für den TK-Subquadranten 5918.4.3 hinzugekommen. Im Hessentagspark Dietzenbach unter Birken frukifizierte die Art von Juli bis Anfang September 2004 und wurde an gleicher Stelle am 30.04.2005 erneut gefunden. Die Fundstelle liegt ca. 600 m vom Ort des Dietzenbacher Erstfundes entfernt, wo der Pilz im Sommer 2004 ebenfalls wieder erschienen ist.
Seine Zugehörigkeit zur Gattung Stropharia war taxonomisch lange umstritten. Einige Autoren führen ihn in der Gattung Psilocybe, während er u. a. von Bresinsky (Mycologia Bavaria, 2005) als „Holzspäne-Träuschling“ bei Stropharia belassen wird. Dieser deutsche Name scheint treffend gewählt, wie die Substrat-Beschaffenheit an beiden Dietzenbacher Standorten zeigt. Der gesamte Komplex um die Gattungen Psilocybe, Stropharia und Hypholoma ist seit längerer Zeit in der Diskussion und wird in seiner gegenwärtigen Form vermutlich nicht erhalten bleiben. Laut Index fungorum muss der RostfüßigeTräuschling jetzt Leratiomyces percevalii heißen.