Tephrocybe platypus
Winter-Graublatt
Die Gattungszugehörigkeit dieser ziemlich seltenen Art scheint bis heute strittig zu sein. Während zu den Raslingen (Lyophyllum) überwiegend größere zum Teil auch büschelig wachsende Pilze gehören, sind die Graublätter (Tephrocybe) eher kleinere Arten mit häufig grauen Lamellen. Das Winter-Graublatt findet man vor allem während der kalten Jahreszeit in Auwäldern, an Fußufern oder in Moorlandschaften.
Die dünnfleischigen, stumpf gebuckelten, bis zu 3 cm breiten Hüte verändern ihre Farbe von cremebeige bei Trockenheit zu bräunlich bei Feuchtigkeit, eine Eigenschaft, die als hygrophan bekannt ist. Die Lamellen sind weißlich bis hell graubeige, gerade oder leicht herablaufend am Stiel angewachsen. Die bis zu 4 cm langen und 4 mm dicken olivbräunlichen Stiele sind jung voll, später hohl und zur Spitze hin heller. Geruch mehlig ranzig, nach dem Pflücken über Nacht schwindend, Geschmack mild oder schwach ranzig.
Mikromerkmale: Basidien 2- bis 4-sporig, keulig, mitunter verbogen, 20 – 30 x 4,5 – 6,5 µm; Sporen glatt, elliptisch, inamyloid, 3,5 – 7,5 x 3 – 4 µm; Zystiden nicht vorhanden; Hutdeckschicht aus parallelen miteinander verflochtenen Hyphen, Septen mit Schnallen.
Anhang (Matthias Dondl):
Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) und FN geschlüsselt. Vgl. PdS3 Nr. 266, Ludwig 44.25 sowie eine sehr schöne Dokumentation von Massimo Biraghi e Angelo Mariani. Letztere haben ebenfalls divertikulierte HDS-Hyphen festgestellt und präsentieren eine makroskopisch nahezu identische Kollektion. Die Art wird normalerweise auf verrottenden Laublättern gefunden, hier fruktifizierte sie in einer nassen moosigen Wiese. Funddaten: 07.11.2020; MTB 8134-3-2-3, 670 m; Koordinaten: 11° 22’ 41,56’’ E, 47° 50’ 2,86’’ N; D – By – Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Gemeinde Eurasburg, Impleiten, Impbühl; nasse Moorwiese, teils mit Sphagnum; in der moosigen Wiese, nicht direkt im Sphagnum; verges. mit Atheniella adonis; Hut: bis 1,8 cm breit, konvex bis ausgebreitet und meist mit breit warzenförmigem Buckel, trocken und glatt, am Scheitel kastanienbraun, zum Rand hin immer heller, bis beige, hygrophan, vor allem im Randbereich felderig-fleckig cremefarben verblassend, nur am Rand schwach durchscheinend gestreift, Stiel: bis 3,5 x 0,3 cm, basal schwach verjüngt, +/- glatt und kahl, olivbraun (apikal starker Farbkontrast zu den weißen Lamellen; Lamellen: recht variabel im Ansatz, aufsteigend oder gerade bis etwas bogig angewachsen, bisw. mit Zahn herablaufend, gedrängt (ca. 28 erreichen den Stiel), cremeweiß; Geruch: im Feld stark ranzig-mehlig, nach Lagerung über Nacht und im Schnitt nur schwach; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Cutis, Zellen in den obersten Lagen schwer zu beurteilen, im Dünnschnitt gerade so erkennbar, ca. 2,6-5,1 µm breit, mit einigen Auswüchsen, vermutlich großteils gelifiziert, bilden in dickerer Lage in Scheitelnähe eine amorphe Masse, in der auch nach Anfärben mit Kongo kaum Zellwände zu sehen sind; Pigment sehr auffällig granulär gelb; Schnallen vorhanden; Lamellenschneide: fertil, ohne Zystiden; Lamellentrama: Zellen auffallend voluminös; Basidien: 4-sporig, siderophil, mit Schnallen, ca. 20-22 x 5-6; Sporen: schlank ellipsoid, glatt, nicht kongophil, inamyloid, Maße: 6,0 x 3,1 (5,5-6,7 x 2,9-3,4), Q=1,95 (1,77-2,17), 20 Sp. vom Abwurf gemessen.
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 3, Nr. 266
- German J. Krieglsteiner (Hrsg): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 3, Seite 326
- Rudolf Winkler, Gaby Keller: Pilze Mitteleuropas, Seite 298 (5.12.33, als Thephrocybe platydus)