Calocybe constricta
Gegürtelter Schönkopf
Eigentlich wollte ich nur mal kurz mit meinem Hund Bento Gassi gehen, direkt vor meiner Haustür im Zwingenberger Stadtpark. An einer Stelle eines Busches, an der er sich besonders gern erleichtert, entdeckte ich 5 kleine weiße Pilze. Schon bei der Entnahme eines Fruchtkörpers bemerkte ich einen aufdringlichen Geruch nach Mehl, der mich an den Maipilz erinnerte. Zu dieser Jahreszeit konnte es sich selbstverständlich nicht um Calocybe gambosa handeln. Der Geruch brachte mich jedoch auf die Idee, eine Art aus der Gattung der Schönköpfe in Betracht zu ziehen. Ein typisches Erkennungsmerkmal dieser Gattung ist die siderophile Granulation der Basidien, die mit Hilfe von Karminessigsäure und Eisenbeize mikroskopisch nachzuweisen ist. Eine siderophile Granulation war vorhanden. Zudem fielen die deutlich warzigen, ellipsoiden Sporen mit 4,5-6 x 7-9 µm schon um einiges größer aus als bei anderen Vertretern dieser Gattung, sodass man nach mikroskopischer Untersuchung einen Namen vergeben konnte. Es handelt sich um Calocybe constricta, den Gegürtelten Schönkopf. Seinen Namen verdankt dieser Pilz einer gut erkennbaren Gürtelzone, die sich oberhalb der Stielbasis befindet. Es ist eine Art, die mit Vorliebe an stark frequentierten Wegen, z.B. in Parks, erscheint. Ausschlaggebend scheinen Stellen zu sein, an denen zuvor uriniert wurde.
Für mich ist es von ganz besonderer Freude, dass möglicherweise mein Hund dazu beigetragen hat, dass sich dieser seltene Pilz hier entwickeln konnte. Dafür gab es dann als Belohnung eine Extraportion … Wasser.
Aktualisierung am 19. Oktober 2022:
Den Gegürtelten Schönkopf kann man in der Tat als “Hundepinkelpilz” bezeichnen. In der Umgebung sogenannter “Markierungslaternen” in einem Parkgelände am Dietzenbacher Kreishaus sind einige Dutzend Fruchtkörper dieser oft verkannten Art erschienen, die von Frank Kaster makro- und mikroskopisch sicher bestimmt werden konnte. Auch Hermine Lotz-Winter hat die Art mehrfach in Mörfelden gefunden, wo sie mit ihrem Hund Gassi geht und den “Pinkelpilz” als Folge seiner “Markierungen” beobachten konnte. Wichtige Mikromerkmale sind warzige Sporen und die siderophile Granulation der Basidien.
Die inzwischen Tricholomella constricta genannte Art wird in ihrer Häufigkeit sicherlich oft verkannt, weil beim Anblick der nahezu kreideweißen Pilze ein Trichterling vermutet und nicht näher untersucht wird, z. B. der Bleiweiße (Clitocybe phyllophila) oder der Wachsstielige (C. candicans).
Es gibt noch eine weitere Pilzart, die “Hundetoiletten” liebt: der Braunschuppige Tintling Coprinopsis romagnesiana. Karin Montag hat es einmal so beschrieben:
Der Pilz wuchs (…) in unmittelbarer Nähe einer Laterne. Bei der Laterne handelt es sich um das zentrale öffentliche Hunde-WC.”
Der Vollständigkeit halber sollte auch auf eine Pilzart hingewiesen, die sich auf Mäuseurin spezialisiert hat: der Wurzelnde Fälbling Hebeloma radicosum.