Cortinarius rheubarbarinus

Rhabarber-Wasserkopf

Rob. Henry 1953
Familie: Cortinariaceae
© Dieter Gewalt
Untergattung: Telamonia (Gürtelfüße)
rheubarbarinus = rhabarberartig
18.10.2001: Cortinarius rheubarbarinus im Wildwieseneck bei Dietzenbach

Um Cortinarien (Haarschleierlinge) mache ich üblicherweise einen großen Bogen, aber an zwei Vorkommen im Dietzenbacher Wildwieseneck konnte ich nicht unbeeindruckt vorbeigehen. Gleich zwei höchst unterschiedliche Arten hatten sich hier in einem verwilderten Garten unter Eichen in großer Zahl eingefunden. Bei der einen (Cortinarius purpurascens var. largusoides) dominierten violettliche Farben, bei der anderen fehlten sie. Sie zeigte sich (bis auf die weiß überfaserte Stielbasis) in einem ziemlich einheitlichen Ockerbraun.

Reinhold Kärcher*, ein anerkannter hessischer Pilz-Experte, interessierte sich für die Funde und ließ es sich nicht nehmen, sie am Standort zu begutachten. Ihm verdanke ich die Bestimmung der beiden mir unbekannten Arten. Bei dem hier vorgestellten Schleierling handelt es sich um den Rhabarber-Wasserfuß Cortinarius rheubarbarinus aus der Untergattung Telamonia (Gürtelfüße und Wasserköpfe), die mit über 150 Arten zum Schwierigsten gehören, was die Mykologie zu bieten hat.

Kurzbeschreibung:

Hut: 3 – ca. 10 cm, matt bis seidig glänzend, hygrophan, ockerbraun, im Alter schwarzfleckig
Lamellen: jung hellocker, später ockerbraun
Stiel: bis 10 cm lang, heller hutfarben, von der Basis her vom Velum weiß überfasert, am Grund leicht keulig verdickt
Fleisch: creme bis hellbraun, Geruch aromatisch, ähnlich Petersilie oder wie Basis von Rhabarberstängeln

Die Untergattung Telamonia besteht überwiegend aus kleinen Pilzen. Im Vergleich zu diesen ist Cortinarius rheubarbarinus eine stattliche Art. Ein Blick in den Verbreitungsatlas (Krieglsteiner, 1991) zeigte, dass es sich um eine sehr seltene Spezies handelt. Lediglich vier Fundpunkte sind darin vermerkt, je zwei in Bayern und im Saarland. Demnach dürfte das Vorkommen im Dietzenbacher Wildwieseneck der Erstfund für Hessen sein.

  • Reinhold Kärcher: hessischer Mykologe, zahlreiche Veröffentlichungen in mykologischen Fachzeitschriften, gilt als Spezialist für Wulstlinge, Sprödblättler und Schleierlinge
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2020