Cortinarius rubellus
Spitzgebuckelter Raukopf
Die wichtigste Information zu diesem Pilz gleich zu Anfang: Er ist tödlich giftig. Sein Wirkstoff Orellanin, nach seinem Doppelgänger Cortinarius orellanus benannnt, greift Nieren und Leber an. Besonders tückisch ist seine lange Latenzzeit. Bei schweren Vergiftungen beträgt sie 2 - 3 Tage. Es droht Nierenversagen und ohne Notfalltherapie der Tod. Bei leichteren Vergiftungen kann es bis zu 17 Tage dauern, bis sich Symptome zeigen.
Der Spitzgebuckelte Raukopf ist ein relativ kleiner bis mittelgroßer Pilz mit Hutdurchmessern von 3 bis 8 cm. Die Hüte sind braun, orangebräunlich, rost- bis zimtorange gefärbt sowie trocken, matt bis schorfig, und hygrophan. Auffälligstes Merkmal ist seine spitzgebuckelte Hutmitte, die aber auch abgerundet sein kann. Die Lamellen sind zimt- bis orangebraun und ausgebuchtet am Stiel angewachsen. Der Stiel ist keulig, zur Basis hin verdickt, im Durchschnitt um die 10 cm lang und bis zu 1,5 cm dick. Er ist ähnlich wie der Hut gefärbt, jedoch durch gelbliche Velumreste mehr oder weniger deutlich gegürtelt oder genattert. Der Geruch ist schwach rettichartig. Das Sporenpulver ist rostbraun.
Cortinarius rubellus ist vor allem in höheren Lagen ab 450 m nicht selten. Er bevorzugt Nadelwälder auf sauren und moorigen Böden und ist Mykorrhizapartner vor allem von Fichten. Ein Verbreitungsschwerpunkt ist der Schwarzwald.
Der Pilz gehört zu den Schleierlingen und wurde in der Untergattung Leprocybe geführt, ist aktuell aber mit anderen giftigen Rauköpfen in die neue Untergattung Orellani gestellt worden. Er enthält Stoffe, die ihn unter UV-Licht gelb leuchten lassen.
Ein naher ebenfalls tödlich giftiger Verwandter ist der wärmeliebende Orangefuchsige Raukopf Cortinarius orellanus. Seine Hüte sind ähnlich gefärbt, jedoch nicht spitz sondern eher flach oder breit gebuckelt, seine Stiele gelblich, ungenattert, an der Basis nicht verdickt. Er kommt sowohl in Laub- wie in Nadelwäldern vor, gern bei Eichen. Verwechslungen könnten auch mit dem Goldgelben Raukopf Cortinarius gentilis vorkommen.
Anmerkungen zum Giftstoff Orellanin:
Die Symptome beginnen nach der oft langen Latenzzeit mit Übelkeit und Erbrechen. Es folgen Schmerzen im Lendenbereich infolge der beginnenden Nierenschädigung, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie starkes Durstgefühl, eventuell auch Schüttelfrost. Nach einer rechtzeitigen Intensivtherapie bessert sich bei 50% der Betroffenen die Nierenfunktion innerhalb einiger Wochen ohne weitere Nachbehandlung. Bei den anderen 50% ist eine Hämodialyse (Blutreinigung außerhalb des Körpers) über einen begrenzten Zeitraum oder auch dauerhaft erforderlich.
Weiterführende Literatur:
- German J. Krieglsteiner/Andread Gminder (Hrsg.) Die Großpilze Baden-Württembergs Band 5, Seite 44 - 45 (als Cortinarius apeciosissimus)
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/c/Cortinarius_rubellus.html
- https://flexikon.doccheck.com/de/Orellana-Syndrom