Daldinia childiae

Birnen-Kohlenpilz

J.D.Rogers & Y.M. Ju 1999
Familie: Hypoxylaceae
© Dieter Gewalt

Am 3. September 2016 fanden wir im Frankfurter Stadtwald in der Nähe der Oberschweinstiege an drei Stellen kohlige knollenförmige Pilze, die aufgrund ihrer inneren Struktur leicht der Gattung Daldinia zuzuordnen waren, alle an toten Ahornstämmen und -stümpfen. Mehr war mit meinen Mitteln nicht zu konkretisieren. Die Bestimmung von Pilzen ist oft abhängig von der Literatur, die man zur Verfügung hat bzw. im Internet zu finden ist. Bei Breitenbach & Kränzlin (Pilze der Schweiz Band 1) war lediglich Daldinia concentrica beschrieben und abgebildet, doch die konnte ausgeschlossen werden, da unser Fund gestielte Fruchtkörper hatte. Hermine Lotz-Winter, die über einen in der Zeitschrift für Mykologie publizierten Bestimmungsschlüssel von H. Wollweber und M. Stadler verfügte, konnte die Art schließlich benennen. Es handelte sich um den Birnen-Kohlenpilz Daldinia childiae.

Foto links: Gattungskennzeichen: konzentrische Streifen im Inneren der Fruchtkörper

Die Kugelpilze (auch Kohlen- oder Holzkohlenpilze genannt) gehören wie Eckenscheibchen, Kohlenbeeren u. a. zu den Pyrenomyzeten, können jedoch deutlich größere Fruchtkörper bilden wie die genannten typischen Gruppen. Kennzeichnend für alle Daldinia-Arten sind die konzentrischen Zonen im Inneren, die im Schnitt deutlich zu erkennen sind. In Deutschland sind nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand folgende sieben Arten nachgewiesen:

Daldinia childiae (Birnen-Kohlenpilz)
Daldinia concentrica (Kohlen-Kugelpilz)
Daldinia decipiens
Daldinia fissa (Gestielter Kohlenpilz)
Daldinia lloydii
Daldinia loculata
Daldinia petriniae

Die Fruchtkörper von Daldinia childiae sind mit 0,5 bis 3 cm Durchmesser relativ klein. Der Kopfteil ragt oft krempenförmig über die gestielte Basis hinaus. Die ellipsoiden Sporen messen 12 - 15 X 5 - 7 µm. Die Farbpigmente des Birnen-Kohlenpilzes zeigen in Kalilauge (KOH 20%) gelöst eine honigfarbene oder orangebraune Farbe. Auffallend bei unseren Stadtwaldfunden war die blauschwarze durch ausgetretenen Sporenstaub verursachte Verfärbung, die auch in der Umgebung der Fruchtkörper zu sehen war. Diese Beobachtung hatte schon Werner Pohl berichtet, der bereits 2009 den Pilz an exakt den gleichen Stellen im Frankfurter Stadtwald gefunden hatte. Er erwähnte auch, dass die Sporen mehr als 10 cm weit weggeschleudert werden können und rußige Staubschichten auf dem Substrat rund um die Perithezien hinterlassen. In seinem Blog ist auch zu lesen, dass diese Pilze in trockenem Zustand wie Holzkohle brennen und man mit ihnen schreiben kann. In einigen afrikanischen Ländern sollen sie sogar als Heilmittel bei Darmstörungen verwendet werden.

Die schwarzen Rhizomorphen gehören nicht zu den hier schön birnenförmigen Kohlenpilzen, sondern zum Hallimasch

10.04.2022: Daldinia childiae jetzt auch im NSG Kühkopf (TK 6116.4.4) gefunden. Ein massenhaftes Vorkommen an zwei liegenden Rosskastanienstämmen, besonders eindrucksvoll auf einer der Schnittflächen.

Daldinia childiae im NSG Kühkopf bei Stockstadt am Rhein

Die definitive Bestimmung verdanke ich Bernd Miggel. Mit dem Schlüssel von Wollweber & Stadler und den Merkmalen

Exostroma mit KOH 10% = orangebraun
Ascosporen asymmetrisch, ellipsoid, schwarzbraun, mit Keimspalte, Perispor vielfach ablösend, 11,5 - 15,5 x 6 - 7,5 µm, durchschnittlicher Schlankheitsgrad 1,95-2,05

gelangte er in drei Schritten zu Daldinia childiae.

Foto links: Exostroma mit KOH 10% -- Foto rechts: Sporen (beide von Bernd Miggel)

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 21. April 2022