Inocybe assimilata
Weißknolliger Risspilz
Um Risspilze machen die allermeisten Pilzfreunde einen großen Bogen. Nicht etwa, weil sie alle zumindest giftverdächtig sondern weil sie schwer zu bestimmen sind. Meinhard Moser sah das etwas anders. In seinem Bestimmungsbuch „Die Röhrlinge und Blätterpilze“ (1983), einem Klassiker der Pilzliteratur, der auch heute noch gute Dienste leisten kann, zählte er nicht weniger als 81 Risspilzarten auf, die er anhand makroskopischer Merkmale für gut charakterisierte Arten hält.
Die Bestimmung des hier vorgestellten Weißknolligen Risspilzes konnte mit dem „Moser“ in nur 6 Bestimmungsschritten nachvollzogen und mit seinem Synonym-Namen Inocybe umbrina (aktuell: Inocybe assimilata) benannt werden:
1 Sporen höckerig > 17
17 Stiel nicht oder nur an der Spitze bereift > 3.11.1.2.1 (Untergattung Inocybe)
1 Hut und Stiel nicht wollig-schuppig > 2
2 Stielbasis knollig > 3
3 Stielbasis abrupt in Knolle erweitert > 4
4 Stielknolle rundlich, immer weiß, sonst Stiel dem Hut blasser gleichfarben, Hut ± stumpf gebuckelt, gewölbt, rissig, hasel-, umbra- bis purpurbraun, 1,5 – 3 cm Ø, Lamellen graubraun bis dunkelbraun, Sporen stumpf, aber deutlich höckerig, 6 – 9 x 5 – 6 µm, Laub- und Nadelwald = Inocybe umbrina (Weißknolliger Risspilz)
Die Art gehört lt. Moser zu den makroskopisch erkennbaren Risspilzen.
Am Fundort im Perlacher Forst bei München (560 m üNN) waren insgesamt 5 Fruchtkörper, zwei in der Laubstreu, drei an einem nicht identifizierten liegenden, bemoosten Stamm. Die braunen, radialfaserigen, gebuckelten und zum Teil aufgerissenen Hüte hatten Durchmesser von ca. 2,5 cm. Die fein faserigen, an der Spitze bereiften Stiele waren ca. 4 bis 4,5 cm lang und bis zu 0,8 cm dick, an der Basis rundlich, also nicht zwiebelig verdickt. Die außen und innen weißen Knollen hatten Durchmesser von bis zu einem Zentimeter. Die sehr hell bräunlichen bis trüb ockerfarbenen, etwas welligen Lamellen waren an den Schneiden weiß bewimpert. Ein auffälliger Geruch war nicht wahrnehmbar. Er war auf keinen Fall spermatisch, wie z. B. bei Krieglsteiner angegeben.
Auch die Mikromerkmale passen. Gemessen wurden 14 Sporen, die eine unregelmäßig und schwach höckerige Geometrie hatten. Die Werte ergaben bei der Sporenlänge ein Mittel von 7,84 µm bei einem Minimum von 7,23 µm und einem Maximum von 9,44 µm, bei der Breite ein Mittel von 5,29 bei einem Minimum von 4,6 µm und einem Maximum von 5,91 µm. Cheilozystiden: spindelig, dickwandig, 35 – 65 x 10 – 18 µm (lt. Breitenbach & Kränzlin), eine gemessen: 45,6 x 15,4 µm.
Zusammenfassend ist Inocybe assimilata durch die Merkmalskombination „rundliche, meist innen und außen weiße Stielknolle + relativ kleine Sporen mit schwach ausgeprägten Höckern + septierte Zellketten in der Stielbereifung mit oft konisch zulaufenden Endzellen“ gut gekennzeichnet.
Mehr über die Verwandtschaft der Risspilze erfahren Sie hier >
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 5, Nr. 68
- German J. Krieglsteiner, Andreas Gminder (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 5, Seite 448 - 449
- Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze, Seite 242
- Henning Knudsen & Jan Vesterholt: Funga Nordica, 2.Ausgabe 2018, Seite 992 und 1001
- Meinhard Moser: Die Röhrlinge und Blätterpilze (5. Auflage), Seite 311 ff
- https://www.inocybe.org/genus-inocybe-h%C3%B6ckersporer-nodulose-spored/assimilata/
- https://www.interhias.de/schwammerlseiten/bestimmungen/2020/inocybe/inocybe.html#ank6