Rhizina undulata
Wurzellorchel
Beim Betrachten des Fotos könnte man einen vollfleischigen Pilz ähnlich eines Stäublings oder einer Trüffel vermuten. Doch wenn man ihn anhebt, findet sich unter der braunen Exoperidie nichts weiter als heiße Luft - vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Wurzellorchel ihre Geburt einem Waldbrand zu verdanken hat. Darauf weist auch das Synonym inflata (= aufgeblasen, aufgebläht) hin. Um zum Ernst der Lage zurückzukehren: tatsächlich befindet sich unter der relativ dünnhäutigen Oberfläche ein Hohlraum, sodass man von einem aufgeblähten Fruchtkörper sprechen kann. Die Konsistenz ist brüchig, die Innenseite über schnurartige Myzelstränge mit dem Erdreich verbunden. Um den Pilz sicher zu erkennen, muss man allerdings wissen, dass er ausschließlich (?) auf Brandstellen in Nadelwäldern wächst.
Meine Funde stammen aus den Jahren 1967 und 1986, alle in Nadelwäldern westlich von Buchschlag, in denen es zuvor gebrannt hatte. Auf anderen Brandstellen (z. B. auf Grillplätzen) habe ich ihn nie beobachtet, obwohl ich solche speziellen Kleinbiotope stets nach typischen Brandstellenpilze absuche, von denen es eine beträchtliche Anzahl gibt. Sie alle scheinen in neuerer Zeit stark rückläufig zu sein, zumindest in den von mir häufig begangenen Gebieten in der Rhein-Main-Ebene.
Die Wuzellorchel (auch Wellige Wurzellorchel genannt) ist die einzige Art in der Gattung und, sofern man auf ihr eindeutiges Merkmal (Hohlraum unter dem Fruchtkörper!) achtet, kaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. Lt. 123pilze kann man die Wellige Wurzellorchel mit der Welligen Wurzellorchel ( !!! ) sowie mit der Scheiben-Lorchel, dem Morchelbecherling und dem Kiefernbraunporling verwechseln, was vergleichsweise etwa so ist, als könnte man ein Ei nicht von einem Golfball unterscheiden.
Nachtrag (3. August 2024): Ein Fund der Wurzellorchel an einem Waldwegrand (nahe bei Kiefern und Fichten, Gänsbrüh Rodgau-Dudenhofen) lässt Zweifel an der oft formulierten Behauptung aufkommen, dass die Art auf Brandstellen spezialisiert sei. Hier war garantiert keine Brandstelle! Völlig korrekt beschreiben Breitenbach & Kränzlin typische Standorte so:
Nadelwälder, Kahlschäge, Jungfichtenschonungen, gerne auf oder in der Nähe von Brandstellen, auf moosbedecktem Boden.“
Zweifelsfrei ist sie an Nadelbäume gebunden, die über die Wurzeln infiziert werden und im Holz eine intensive Fäule verursachen, die zum Absterben der betroffenen Bäume führen können. Offenbar begünstigen höhere Temperaturen im Substrat die Keimung der Sporen, sodass die aktuelle Klimaerwärmung Einfluss auf die Ausbreitung des recht seltenen Pilzes haben könnte.
Ausführliche Informationen über weitere Lorchelarten finden Sie hier >
Weiterführende Literatur:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wellige_Wurzellorchel
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweit Band 1, Nr. 32