Russula alutacea
Glänzender Ledertäubling
Im Jahr 2009 hatte ich während der Monate Juli und August das Glück, den seltenen Glänzenden Ledertäubling zu finden. Diese auch „Weinroter Ledertäubling“ genannte Art wird in der Roten Liste (Pilze Deutschlands, 2016) mit „D“ (Daten unzureichend) geführt. Die Art liebt Kalkböden und geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen wie Rotbuchen oder Eichen ein. Er gleicht dem Rotstieligen Ledertäubling sehr und ist wohl nur mikroskopisch von ihm zu unterscheiden.
Makroskopische Merkmale:
Glänzende Ledertäublinge sind stattliche, robuste, festfleischige Pilze mit einem meist bis 10 cm breiten Hut und einem etwas kürzeren Stiel. Die Hüte liegen farblich von Exemplar zu Exemplar schwankend zwischen einem freundlichen Rotbraun, einem Braunrot und einem Purpurbraun bei oft hellerer Mitte. Bei feuchter Witterung ist die Hutoberfläche glänzend und klebrig (anhaftende Blätter) und die Huthaut etwa bis zur Hälfte abziehbar. Die Lamellen sind dick und breit, bei jungen Fruchtkörpern creme und verfärben sich allmählich in Richtung gelb. Außerdem sind sie sehr brüchig.
Die Stiele sind stämmig, zylindrisch bis keulig, meist bis zu 25 mm dick, längsadrig und etwas bepudert. Die Farbe ist interessant: entweder rein weiß oder im unteren Drittel rosa überhaucht. Weißstielige Exemplare mit einer apikal rötlichen Ringzone kommen ebenfalls, allerdings seltener, vor. Das Fleisch ist fest, im Stiel bei älteren Fruchtkörpern innen weich. Fraßstellen auf dem Hut bleiben weiß. Der Geschmack ist angenehm mild, der Geruch sehr schwach fruchtig. Frisch ausgefallener Sporenstaub ist dottergelb, etwa IVb-d nach der Farbtabelle in Marxmüller (2014).
Makrochemische Farbreaktionen auf der weißen Stielhaut: Eisensulfat hinterlässt einen blass rosa Fleck. Phenol reagiert verzögert, jedoch stark rotviolett (Farbe von Heidelbeer- oder Brombeerflecken).
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild | dottergelb | ca. 1/2 | rosa |
Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen der Funde sind breitellipsoid, das Ornament besteht aus isolierten, reihig verbundenen und teilnetzigen Warzen, die Maße sind 8,3 - 10,3 x 6,8 - 8,8 µm. Die Warzen sind mit meist 0,5 µm, maximal 0,8 µm, nicht sehr hoch. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz.
Die Huthaut des Glänzenden Ledertäublings besteht aus zwei unterschiedlichen Hyphenarten, aus Epikutishaaren und wenigen „Pseudoprimordialhyphen“, auch „nicht inkrustierte Primordialhyphen“ genannt (siehe SARNARI 2005). Während sich die dünnwandigen Epikutishaare dünnwandig in NH3-Kongorot gut anfärben lassen und 2-3 µm breit sind, sind die „Pseudoprimordialhyphen“ langgliedriger, dickwandiger, starrer und besitzen eine lichtbrechende Wandung. Sie sind etwa 3 - 4 µm dick und färben sich in NH3-Kongorot kaum an. Auf dem nachfolgenden Mikrofoto ist letztere mit einem gelben Pfeil gekennzeichnet. Bei allen anderen Hyphen handelt es sich um Epikutishaare. Direkt im Mikroskop springen die Unterschiede zwischen den beiden Hyphenarten wesentlich deutlicher als auf den Fotos ins Auge!
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Eng verwandte Täublinge mit ebenfalls heidelbeer- oder brombeerfarbener Phenol-Reaktion:
Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) ist in Habitus und Färbung recht ähnlich. Bei ihm ist der Hut oft typisch radial gerunzelt, wie Wellen um einen ins Wasser geworfenen Stein. Auch besitzt der Stiel oben meist einen roten, ringförmigen Bereich. Er unterscheidet sich auch im mikroskopischen Bereich: seine Sporen sind isoliert warzig mit 1,0 - 1,5 µm hohen Warzen.
Der seltene Purpurbraune Ledertäubling (Russula vinosobrunnea) ist vom Glänzenden Ledertäubling makroskopisch so gut wie nicht unterscheidbar. Allerdings ist seine Sporenornamentik niemals netzig, sondern isoliert warzig mit einzeknen kurzen Verbindungen.
Weiterführende Literatur:
- MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones Bd. II: 532-533
- ROMAGNESI, H. (1985) - Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord: 730-731
- SARNARI, M. Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Secondo: 1465-1472