Erdsterne

von Dieter Gewalt

Erdsterne sind besonders formschöne, geradezu elegante Pilze, die gar nicht wie Pilze aussehen, an deren Anblick sich Pilz- und Naturfreunde aber erfreuen können. Sie gehören zu den Bauchpilzen, die ihre Sporen im Inneren („im Bauch“) ihrer Fruchtkörper bilden. Zu diesen gehören auch so bekannte Pilze wie Boviste oder weniger bekannte wie Teuerlinge, die alle in der Ordnung der Blätterpilze (Agaricales) stehen.

In Deutschland dürfte es 24 verschiedene Erdsternarten geben. 15 von ihnen sind in der nachfogenden Tafel (Quelle: Michael/Hennig/Kreisel - Handbuch für Pilzfreunde II, Seite 347) zusammengefasst, die eine Vorstellung von ihrem Aussehen vermitteln.

160 Kamm-Erdstern Geastrum pectinatum – 161 Kragen-Erdstern Geastrum striatum 162 Kleiner Erdstern Geastrum nanum – 163 Rauer Erdstern Geastrum pedicellatum 164 Napf-Erdstern Geastrum badium – 165 Halskrausen-Erdstern Geastrum triplex 166 Flaschenförmiger Erdstern Geastrum – 167 Dunkler Erstern Geastrum coronatum 168 Kleiner Nest-Erdstern Geastrumquadrifidum – 169 Zwerg-Erdstern Geastrum Geastrum minimum 170 Zitzen-Erdstern Geastrum corollinum – 171 Großer Nest-Erdstern Geastrum fornicatum 172 Rotbrauner Erdstern Geastrum rufescens – 173 Gewimperter Erdstern Geastrum fimbriatum 174 Blumen-Erdstern Geastrum floriforme

So einfach es ist, einen Erdstern als Erdstern zu identifizieren, so schwierig kann es sein, einzelne Arten zu bestimmen. Vor allem muss man Aufbau und Entwicklungsstadien dieser interessanten Pilzgruppe verstehen. Dazu gehört auch der Umgang mit einigen Fachausdrücken. Wie bei fast allen Pilzen entwickelt sich der Erdstern unterirdisch und erscheint als kugelig oder zwiebelig geformter Fruchtkörper an der Oberfläche. Im Laufe der weiteren Entwickling reißt die äußere Hülle („Außenhaut“, Exoperidie genannt) am Scheitel in mehrere am äußeren Ende zugespitzte Lappen auf. Diese biegen sich nach unten um und heben die innere Sporenkugel (Endoperidie) an, wobei zwischen Endo- und Exoperidie entweder ein Stielchen (Columella) entstehen oder auch fehlen kann. Die Lappen können stelzenartig aufgerichtet, aber auch eingerollt sein.

Gestielt, Peristom sulcat: Geastrum striatum -- Stiellos, Peristom fimbriat: Geastrum fimbriatum

Das Innere der Endoperidie besteht aus der sogenannten Gleba, einem Gewebe, in dem die Sporen gebildet werden. Am Scheitel der Sporenkugel befindet sich ein Peristom, eine runde Öffnung, durch die die Sporen austreten und vom Wind verbreitet werden. Das Peristom kann zugespitzt faltig (sulcat) oder fransig gewimpert (fimbriat), von einem abgesetzten Hof umgeben oder ungehöft sein. Die Myzelschicht der Exoperidie kann nestartig im Boden verbleiben und die Lappen darauf sind stelzenartig aufgerichtet (typisch für die Nest-Erdsterne).

Endoperidie gestielt, Peristom deutlich gehöft, Lappen aufgerichtet: Geastrum minimum -- Halskrausen-Erdstern Geastrum triplex

Den Erdsternen sehr ähnlich sind zwei Arten in anderen, jeweils monotypischen Gattungen, die ebenfalls aus einer sternförmig aufreißenden Exoperidie und einer kugeligen Endoperidie bestehen.

Siebstern Myriostoma coliforme

Der Siebstern unterscheidet sich durch mehrere Öffnungen in der Sporenkugel. Es können wenige (5) oder viele (bis zu 30) sein, die jeweils 1 – 3 mm Durchmsser haben. Der Siebstern gehört zu den leicht kenntlichen Pilzen, die durch Vergleich mit einer geeigneten Abbildung sicher erkannt werden können. Leider wird man in der Natur kaum einmal Gelegenheit haben, dieser extrem seltenen Art zu begegnen.

Wetterstern Astraeus hygrometricus

Die 5 bis 10 Lappen des Wettersterns geöffneten Exoperidie sind hygroskopisch, d. h. sie krümmen sich bei feuchter Witterung nach außen und schließen sich bei Trockenheit wieder über der Endoperidie zusammen. Dieser Vorgang lässt sich an nach Hause mitgenommenen Exemplaren fast beliebig oft durch Befeuchten und Trocknen wiederholen.

Kugelschneller Sphaerobolus stellatus

Zu den Erdsternartigen (Familie Geastreaceae) gehört auch der Kugelschneller, der allerdings winzig klein ist, kaum mehr als 3 Millimeter Durchmesser erreicht und auf morschem Holz wächst. Er wird auch Pilzkanone genannt. Aus gutem Grund. Er schießt seine Sporenkügelchen bis zu drei Meter weit mit einem hörbaren Knall aus seiner sternförmigen Exiperidie.

Etwas entfernter verwandt sind die „Vogelnestpilze“ (Nidulariaceae), die ebenfalls zu den Bauchpilzen gehören.

Erdsterne und Erdneststernartige im Fundkorb:

Astraeus hygrometricus = Wetterstern
Geastrum coronatum = Dunkler Erdstern
Geastrum fimbriatum = Gewimperter Erdstern
Geastrum minimum = Zwerg-Erdstern
Geastrum quadrifidum = Kleiner Nest-Erdstern
Geastrum rufescens = Rötender Erdstern
Geastrum striatum = Kragen-Erdstern
Geastrum triplex = Halskrausen-Erdstern
Myriostoma coliforme = Siebstern
Sphaerobulus stellatus = Kugelschneller

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 6. November 2025