Rindenhelmlinge
Sie gehören zu den hübschesten Helmlingen, um aber die Schönheit der Rindenhelmlinge zu erkennen, muss man schon sehr nahe an sie herangehen und möglichst eine Lupe zur Hand haben. Sie sind nämlich sehr klein. Um sie zu bestimmen, sollte man sich vor allem diesen beiden Sektionen zuwenden: den Supinae und den Sacchariferae. Da sie aus der Rinde stehender Bäume hervorbrechen und ihre Hüte zum Aussporen nach der Schwerkraft ausrichten, sind ihre Stiele meist verbogen.
Beginnen wir mit den häufigeren Arten. Zu ihnen gehört einer, der durch seine schöne blaue Farbe auffällt, der Blaue Rindenhelmling Mycena pseudocorticola. Wenn er älter wird und sich die leuchtend blaue Farbe in ein eher trübes Rötlich verwandelt, könnte man ihn zum Beispiel mit dem Rötlichen Rindenhelmling Mycena meliigena verwechseln. Beide wachsen auf der Rinde lebender Laubbäume und gehören zur Sektion Supinae, die mikroskopisch durch rundliche amyloide Sporen, eine dextrinoide Trama und Zystiden mit fingerförmigen Auswüchsen gekennzeichnet ist.
Recht häufig sind auch zwei weiße zur Sektion Sacchariferae gehörige Arten, die nicht nur an stehenden, lebenden Bäumen vorkommen, sondern auch liegendes Totholz besiedeln.
Der Zarte Helmling Mycena adscendens, auch Körniger Rindenhelmling genannt, fällt in dieser Gruppe durch ein besonderes Merkmal auf: er hat ein winziges Basalscheibchen an der Stielbasis. Auch die geringe Anzahl an Lamellen hilft bei der Bestimmung. Es sind ca. 9 – 12. Den Flockigen Rindenhelmling Mycena corynephora habe ich nur wenige Male auf der Rinde aufrechter Bäume gesehen, umso häufiger aber auf liegendem Totholz, ganz überwiegend von Eichen. Seine Kennzeichen sind fein bereifte Hutoberflächen, fein behaarte Stiele und eine leicht knollig verdickte Stielbasis. Sehr ähnlich ist der extrem seltene Königsfarn-Helmling Mycena alphitophora, der bei uns nur in Warmhäusern an Farnrhizomen (also nicht an Rinde) gefunden worden ist.
Aus dem Rahmen fallen zwei seltene Arten, die nicht viel mit typischen Rindenhelmlingen gemein haben. Da ist zum einen der Winter-Rindenhelmling Mycena hiemalis, der im Winterhalbjahr an liegenden Laubholzstämmen vorkommt und sich von Helmlingen u. a. durch hyaline Sporen unterscheidet und in die neue Gattung Phloeomana übernommen worden ist. Zum anderen der Nuss-Helmling Mycena nucicola, der auf abgefallenen Haselnüssen wächst.
Hierzu wäre noch anzumerken, dass auch ein „echter“ Rindenhelmling auf nussartigen Früchten vorkommen kann. Mycena adscendens (siehe Anhang dort) wurde in einer Dietzenbacher Parkanlage mehrfach auf Rosskastanien nachgewiesen.
Weiterführende Literatur:
- Karin Montag, in „Der Tintling“ Nr. 88 (Heft 3/2014): Rindenhelmlinge, Seite 93 - 99