Amanita eliae

Kammrandiger Wulstling

Quél. 1872
Familie: Amanitaceae
© Dieter Gewalt
eliae = im Elias (Griechenland)
Fund vom 11.07.2020 bei Ellern im Hunsrück (2 Fotos von Christian Weinkötz)

Dieser Pilz gehört nicht, wie man bei einem ersten flüchtigen Blick auf die obigen Fotos vermuten könnte, zu den Scheidenstreiflingen (Amanita-Untergattung Amanitopsis), sondern trotz seiner Zerbrechlichkeit in die nähere Verwandtschaft von Kaiserling (Amanita caesarea), Fliegenpilz (Amanita muscaria), Pantherpilz (Amanita pantherina) & Co.

2 Fotos von Matthias Dondl

Betrachten wir nun die beiden Fotos von Matthias Dondl. Hier könnte man an eine Albinoform des Narzissengelben Wulstlings Amanita gemmata denken. Mit dem Einwand: sollte aber eine dicke Knolle haben!

Boudier Icones mycol. Nr. 297 (1904) -- Michael . Hennig . Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde (1977)

Stellen wir zwei weitere Abbildungen zur Diskussion. Das linke auf Wikipedia veröffentlichte Bild erinnert sehr an den Rotbraunen Scheidenstreifling Amanita fulva – wenn da nicht der deutliche Stielring wäre! Die Darstellung auf dem rechten Foto kommt dem wahren Erscheinungsbild unseres rätselhaften Pilzes wohl am nächsten. Geriefter Hutrand, oberseits geriefter Stielring, gerandete Knolle – das passt zum Kammrandigen Wulstling Amanita eliae.

Seine jung rundlichen mit vergänglichem weißem Velum bekleideten, später flach ausgebreiteten Hüte sind sehr farbvariabel: weißlich, isabell- oder lachsfarben, rötlich rosa oder schmutzig ledergelb, rußig ocker bis blass nussbraun. Zum Rand hin sind sie deutlich gerieft und können bis zu 10 cm Durchmesser erreichen. Die Lamellen sind weiß, ihre Schneiden fein bewimpert. Die bis zu 12 cm langen und 1 bis 2 cm dicken Stiele sind weißlich bis bräunlich, manchmal etwas genattert und mit einem abstehenden oder hängenden, oberseits gerieften Stielring versehen, der sehr vergänglich und dann nur noch in unscheinbaren Relikten oder gar nicht mehr vorhanden ist. Die Stielbasis ist ± knollig verdickt, sockenartig gerandet und meist unsichtbar im Substrat eingesenkt. Das Fleisch ist weiß und ohne auffälligen Geruch oder Geschmack. Das Sporenpulver ist weiß.

Wichtige Mikromerkmale:
Sporen farblos, glatt, eiförmig, schwach amyloid, 8 – 14 x 6 – 9 µm. Hyphen der Huthaut 2 – 8 µm breit mit leicht aufgeblasenen Zellen, ohne Schnallen.

Nicht nur wegen seiner habituellen Variabilität und einiger Verwechslungsmöglichkeiten ist Amanita eliae ein mykologischer Problemfall. Seine Sporen machten ihn, wie es Hermann Jahn einmal formuliert hat, zum Störenfried der Amanita-Systematik:

Alle europäischen Wulstlingsarten mit gerieftem Hutrand haben inamyloide Sporen, d. h. sie verfärben sich in Melzers Reagenz nicht. Bei der Prüfung mehrer Kollektionen des Kammrandigen Wulstlings verfärbten sie sich jedoch zwar schwach aber unübersehbar blassgrau.“

Auch über seine Verwertbarkeit scheint es unterschiedliche Einschätzungen zu geben. Mal wird er als essbar, mal als ungenießbar, aber auch als giftverdächtig angegeben. Michael, Hennig & Kreisel meinen:

Essbar und recht wohlschmeckend, doch ebenso wie Amanita gemmata mit Vorsicht zu genießen. Größere Mengen müssen abgekocht werden, doch wird man kaum zu solchen Maßnahmen greifen müssen, da der Pilz selten ist.“

Der Kammrandige Wulstling ist eine wärmeliebende Art und in Deutschland vor allem im Südwesten verbreitet, aber nicht häufig. Erstmals gefunden und beschrieben wurde er in Frankreich, ist aber auch in Nordafrika nachgewiesen. Er ist von Juni bis November in lichten Laubwäldern oder auch in Parkanlagen auf sauren Böden zu finden. Dazu passt eine Anmerkung von Bernd Miggel:

So habe ich Amanita eliae vor 35 Jahren mehrfach im Möslepark in Freiburg gefunden: Fruchtkörper nicht sehr groß, Hutfarbe schmutzig gelb (isabellfarben), Hutrand deutlich gerieft, Stiel schlank, wurzelnd, Scheide im Boden befindlich, sehr fragil.“

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 16. Juni 2025